Mutterkühe und Genomanalyse

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Mit Prognosen über das genetische Potenzial schon ab der Geburt unterstützen Gentests die optimale Nutzung des Erbguts.
Von Jean-Claude Hiron

Kein Wunder, dass die Züchter von den erst seit letztem Jahr vorliegenden Ergebnissen der Genomanalysen ihrer Limousin-Rinder begeistert sind: Die Erbgutanalysen bieten, wie Gregory Pénière, Gründer der auf diese Rinderrasse spezialisierten Consulting-Firma Novaselek in Kirchenthumbach bei Bayreuth, erläutert, nämlich nicht nur Informationen über das Potenzial ihrer Tiere, sondern darüber hinaus die Möglichkeit, den Milieufaktor und damit eine Variable auszuschließen, die sich in Deutschland nur schwer aus den Selektionsindizes ausschalten lässt. Die Züchter sind vom Nutzen der Methode umso mehr überzeugt, als in Australien und Amerika bereits Tests zur Bewertung der Qualität und Zartheit des Fleisches von Angus-Rindern erhältlich sind

Die Genomanalysen, die Aufschluss über sieben Zuchtkriterien geben, sind nicht nur für Züchter sondern generell für alle Limousin-Halter ein wahrer Glücksfall: Sie sparen Zeit, ermöglichen rasante genetische Fortschritte, eine effizientere Selektion und die Erkennung vielversprechender Tiere und steigern so sowohl die zuchttechnischen als auch betriebswirtschaftlichen Leistungen.

Ein überzeugter Anhänger der genomischen Selektion ist auch der 54-jährige Landwirt Philippe Dru leitet gemeinsam mit Benoit Bruneau in Montreuil-sur-Loir bei Angers im Nordwesten Frankreichs einen Agrarbetrieb. Schon als Kind interessierte er sich für das Thema Tierzucht und machte sich Aufzeichnungen über das Wachstum von Hühnern und Kaninchen. Später, als Züchter, fing er an, sich für Genetik zu begeistern, und ist heute stellvertretender Vorsitzender des Zuchtverbandes Herd Book Limousin.

Für eine Betriebsfläche von 100 ha besitzt Dru mittlerweile 110 Produktionsrechte mit 85 Kalbungen und hat bislang für 54 seiner Rinder eine Genotypbestimmung durchführen lassen. „Die ab der Geburt vorliegenden Kenntnisse über das genetische Potenzial“ , führt Dru aus, „ermöglichen die frühzeitige Auswahl und zielkonforme Deckung durch Bullen mit gemischten Merkmalen. Wir wollen Tiere, die schnell an Umfang zulegen. Zwei Drittel der vom Muttertier gesäugten Kälber gehen mit einem in fünf Monaten erreichten Nettogewicht von 160 kg weg, fünf davon im Direktverkauf“.

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Die Limousin-Rasse ist die erste Rinderrasse, bei der in Frankreich die genetische Selektion bei Mutterkühen zur Anwendung kommt. Nach Durchführung der Stationstests, Aufzeichnungen der Nachzucht und Entschlüsselung des Rindergenoms dürften die DNA-Tests durch Zuordnung bestimmter Selektionskriterien und Genbereiche in Zukunft rasante Fortschritte ermöglichen, und das mit einer simplen Fellprobe. So liefern die drei gemeinsam von France Limousin Sélection und IngenomiX entwickelten DNA-Tests Genpotenzial-Prognosen für sieben Merkmale, die bei der Limousin-Rasse von Interesse sind: komplikationsarme Geburt, Wachstumspotenzial, Muskelaufbau, Skelettaufbau, Knochenstärke, die Eignung zum Kalben sowie die Säugefähigkeit.

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Während der EvaLiM-Test 54.000 über das Genom verteilte Positionen zur Vorausbestimmung der genannten Kriterien analysiert, ermöglicht OptiLiM eine Vorauswahl anhand von vier und FlexiLiM anhand von zwei Kriterien. „Dabei“, erläutert Sébastien Arico, wissenschaftlicher Leiter des Unternehmens, „muss man stets im Auge behalten, dass die von IngenomiX gelieferte Bewertung des genetischen Potenzials sich auf eine Vergleichsgruppe von 2.000 Tieren bezieht. Die Selektion der weiblichen Tiere wird damit zunehmend effizienter und ist jetzt fast ebenso präzise wie bei den männlichen Tieren.“
Bild_1: Philippe Dru: „Mit der Investition in die Gentechnik verschaffet man sich einen Vrsprung und kann sich besser der Nachfrage anpassen.

Bild_2: Die Genomanalyse – hier mit Schweifhaaren – ermöglicht die Identifizierung der erblichen Eigenschaften von Rindern. (Foto IngenomiX)

Bild_3: Der DNA-Chip EvaLiM identifiziert diejenigen Bereiche des Erbguts, denen bestimmte Auswahlkriterien zugeordnet sind. (Foto IngenomiX)

Quelle: Flur und Furche 2-2013